Alle rund 20 Jahre kommt was Neues nach Hamburg. Denn dann geht eine U-Bahn-Generation schrittweise in den Ruhestand und es müssen Nachfolger her. Das war 1988 so, als der DT4 kam, das war auch 2011 so, als der DT5 kam, und das wird auch 2027 so sein, wenn die neueste U-Bahn-Generation kommt – der DT6. Denn Ende 2027 startet der Testbetrieb auf der vollautomatischen U5, für die ja gerade der „Spaten gestochen“ wurde. Dafür müssen neue Fahrzeuge beschafft werden, die auch fahrerlos fahren können.
Übrigens: Der Name DT6 steht für Doppeltriebwagen (das Fahrzeug kann in beide Richtungen fahren) der 6. Generation. Jetzt ist die Ausschreibung gestartet.
Das Modell soll aber nicht nur in vollautomatischer Version für die U5 auf die Schiene kommen, sondern künftig auch für die Bestandslinien eingesetzt werden, also mit einem Fahrerraum an beiden Enden. Damit soll zum einen schrittweise der DT4 ersetzt werden. Dieser war – vorsichtig ausgedrückt – in vielerlei Hinsicht ein Vorbild – aber über die Optik ließe sich trefflich streiten. Zum anderen werden zusätzliche Fahrzeuge für die Angebotsausweitung im Rahmen des Hamburg-Takts benötigt.
Look and Feel des DT6
Wir alle haben uns mittlerweile wieder an die Rot-Silber-Optik des DT5 gewöhnt, der seit 2011 im Hamburger Netz im Einsatz ist. Das neue Modell bleibt dieser Optik treu und wird künftig in denselben Farben unterwegs sein. Ein neues Modell wäre aber kein neues Modell, wenn es nicht auch ein paar Änderungen mit sich bringt. Beispielsweise werden die Türen komplett aus Glas bestehen, sodass sie bei der Einfahrt in eine Haltestelle deutlicher erkennbar sind und das Fahrzeug noch markanter und moderner wirken lassen.
Außerdem gibt es einen deutlichen Pluspunkt in Sachen Barrierefreiheit: Die einzelnen Wagen des DT6 sind im Vergleich zum DT5 kürzer und kommen damit noch näher auch an gebogene Bahnsteige heran. 4 Wagen zusammen ergeben ein DT6-Fahrzeug (beim DT5 sind es 3 Wagen), das 40 Meter lang und durchgängig begehbar ist. Insgesamt können bis zu drei Fahrzeuge aneinandergekoppelt werden. Die U-Bahn kann also als 40-, 80- oder 120-Meter-Zug unterwegs sein. So können bis zu 850 Fahrgäste befördert werden. Da bei der vollautomatischen Version für die U5 die Fahrerräume entfallen, sind es hier sogar knapp 900 Fahrgastplätze pro 120-Meter-Zug.
Wesentliche Neuerung: Die Raumaufteilung
Auch im Innenbereich des Fahrzeugs wird es einige Änderungen geben. Zwei Kriterien spielen dabei eine wesentliche Rolle: Zum einen sollen die Fahrzeuge möglichst viel Platz bieten, da die Fahrgastzahlen künftig weiter steigen werden. Zum anderen soll die Gestaltung und Ausstattung die Bedarfe aller Fahrgastgruppen berücksichtigen, um ÖPNV für alle zugänglich zu machen. Um zweites Kriterium zu erfüllen, wurde das Konzept gemeinsam mit verschiedenen Testgruppen entwickelt. Mit folgendem Ergebnis:
Der DT6 ist sowohl mit klassischen Vierer-Sitzplatzgruppen als auch mit seitlich aneinandergereihten Sitzplätzen ausgestattet, wobei es im Vergleich zum DT5 mehr Sitzplätze in Längsrichtung geben wird. Das hat den Effekt, dass es mehr Raum für Stehplätze und damit insgesamt mehr Kapazität für große Fahrgastmengen gibt. Die Aufteilung des Fahrgastraums orientiert sich an vier Fahrgastgruppen:
- Der türnahe Bereich ist ohne Sitzplätze. Damit bietet er mehr Platz und ermöglicht vor allem Kurzstreckenfahrgästen und Ortsfremden ein schnelles Aussteigen
- Die freien Flächen an jeder Tür dienen als Mehrzweckflächen für beispielsweise Gepäck, Fahrräder, Rollstühle und Kinderwagen
- Fahrgäste mit längerem Aufenthalt finden die bekannten Sitzplatzgruppen im Inneren des Fahrzeugs
- Fahrgäste mit eingeschränkter Mobilität erreichen problemlos die seitlich angeordneten Sitzplätze in Türnähe und können sich hier gut festhalten
Außerdem ist das neue Fahrzeug mit 2,70 Metern noch einmal gut 10 Zentimeter breiter. Diese Änderung ist auf den ersten Blick vielleicht nicht unbedingt sichtbar, aber bei steigenden Fahrgastzahlen doch deutlich spürbar. Auch auf den Sitzplätzen in den Vierergruppen dürfte sich der breitere Wagen deutlich komfortabler machen.
Neben der Raumaufteilung wird auch das Fahrgastinformationssystem neu gestaltet. Beispielsweise wird es im Mehrzweckbereich digitale Anzeigetafeln geben, die auf einer niedrigeren Höhe angeordnet sind, um damit vor allem Rollstuhlfahrenden mehr Komfort zu bieten. Durch ein neues Beleuchtungssystem soll zudem die Aufenthaltsqualität in der Bahn gesteigert werden.
Mehr Platz für alle
Man kann also festhalten: mit dem DT6 wird das Fahrerlebnis nochmal moderner. Die spürbarste Änderung für Fahrgäste wird vermutlich die reduzierte Sitzplatzanzahl sein, die gleichzeitig mit einer größeren Fläche für Stehplätze einhergeht. Zum Vergleich: Ein DT6-Fahrzeug (also 4 Wagen) wird insgesamt 58 Sitzplätze enthalten, beim DT5 sind es 96. Für den einen oder die andere vielleicht erstmal gewöhnungsbedürftig. Wer aber schonmal in anderen Großstädten wie New York, London oder Singapur mit der Bahn unterwegs war, kennt das Prinzip seitlich angeordneter Sitzplätze und mehr Stehfläche bereits. Der Vorteil: Mehr Platz für alle
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Der Beitrag DT6 – Wie die U-Bahn der Zukunft aussehen wird erschien zuerst auf HOCHBAHN.